Darstellung/ Repräsentation

Die Medien bieten uns nicht einfach ein Fenster zur Welt. Sie bilden nicht die Realität ab, sondern bilden eine Darstellung. Medienproduzenten treffen unvermeidlich entscheidungen: sie wählen und kombinieren; sie machen aus Geschehnissen und Fakten Geschichten; sie schaffen Figuren; sie laden uns ein, die Welt auf eine bestimmte Art und Weise zu sehen. Die Medien zeigen uns verschiedene Versionen der Realität. Aber das Publikum kann die Medientexte mit eigenen Erfahrungen vergleichen, und sich ein Urteil darüber bilden, wie weit den Medientexten vertraut werden kann. Mediendarstellungen können auf eine bestimmte Art realistisch sein, und auf eine andere Weise nicht: auch eine Fiktion kann uns etwas über die Realität sagen.



Ma24220
amadeus220
great_dictator220
ZIB2202
WienHeldenplatz220
schwarzenegger220
zib220o
qualtinger220
Sissi220

SoundMusic44
Medienproduzenten gestalten Bilder der Wirklichkeit, die wir lesen und interpretieren. Diese Darstellungen sind verzerrte, gefilterte und unvollständige Abbildungen der Realität. Meistens ignorieren wir diese Tatsache, und oft stellen wir die Sprache und die Bilder nicht in Frage, sie bilden einfach einen Teil der Hintergrundlandschaft. Wie Althusser feststellte, die Ideologien finden sich hinter unserem Rücken. Damit die SchülerInnen das zu sehen beginnen, was hinter ihren Rücken stattfindet, müssen wir ihnen zeigen, wie solche Botschaften beschaffen sind, damit sie so ‚natürlich’ aussehen. Die Frage nach dem Realismus führt daher zur Frage nach der Darstellung – "Representation".

Alle Medientexte sind konstruiert. Medientexte, seien es Zeitungsberichte, Fernsehsendungen, oder andere sind nicht ‚natürlich,’ sondern künstlich geschaffene Konstruktionen, genauso wie Autobahnen und Brücken. Die Baumaterialien unterscheiden sich. In einem Zeitschriftenartikel bestehen sie zum Beispiel aus unterschiedlichen Schriften und Schriftgrößen, Photos, Illustrationen, Farben, Layout und Seitenplatzierung.

Fernsehsendungen und Filme bestehen aus hunderten von Bausteinen: Kameraeinstellungen, Licht, Musik, Toneffekte. Das bedeutet, dass wenn wir die Abendnachrichten sehen, oder an einer Plakatwand vorbeikommen, wir eine Medienbotschaft erfahren, die von einer, wahrscheinlich mehreren Menschen geschrieben wurde, von jemandem anderen photographiert, und von einem Designer oder Gestalter zusammengefügt wurde. Das ist mehr als nur ein physischer Prozess. Das was so zusammengebaut wird, konstruiert wird, von einer Handvoll von Menschen, wird für uns ‚normal’. So wie die Luft, die wir atmen, nehmen wir diese Botschaften selbstverständlich hin, meist ohne sie in Frage zu stellen. Aber als Publikum sehen und hören wir nicht all die Worte, Bilder und Arrangements, die abgelehnt wurden. Wir sehen und hören nur dass, was angenommen wurde.

Der Erfolg der Medientexte hängt von seiner scheinbaren ‚Natürlichkeit’ ab, wird drehen den Fernseher ab, wenn uns etwas als falsch oder künstlich vorkommt. Aber Tatsache ist, alles ist falsch - sogar die Nachrichten. Das heißt nicht, dass wir nicht einen Spielfilm genießen sollen, fernsehen sollen oder Musik hören sollen. Das Ziel ist nicht dass wir zu Zynikern werden, sondern einfach, dass wir die Komplexität der Konstruiertheit, der Künstlichkeit der Medienbotschaften aufzeigen, um die nötige kritische Distanz zu schaffen, um weitere Fragen zu ermöglichen.

Medientexte beinhalten Werte, Haltungen und Standpunkte. Medientexte, weil sie bewusst gestaltet sind, transportieren einen Subtext, der beinhaltet, was wichtig und was unwichtig ist. Die Medien sind Geschichtenerzähler - selbst Werbespots erzählen kurze Geschichten - und Geschichten verlangen nach Figuren und Schauplätzen und einer Handlung mit Anfang Mitte und Ende. Die Wahl der Figur, das Alter, das Geschlecht, die Rasse, der Lebensstil, Haltungen, Verhaltensweisen, die dargestellt werden, (Urban? Ländlich? Reich? Arm?) und die Handlungen stellen einen Weg dar, wie Werte in eine Fernsehsendung, einen Film oder eine Werbeanzeige eingebettet werden.

Es ist wichtig alle möglichen Arten von Medienbotschaften „lesen“ zu lernen, damit wir den Standpunkten und verdeckten Haltungen in einer Medienbotschaft auf die Spur kommen, und wie wir diese als Teil eines Medientextes verstehen lernen, anstatt sie als natürlich gegeben zu akzeptieren. Dann haben wir die Wahl eine Medienbotschaft anzunehmen oder anzulehnen. Fehlende Perspektiven zu erkennen und benennen zu können, ist eine Kompetenz, eine Fähigkeit zur kritischen Bestandsaufnahme, während wir uns täglich durch die Medienlandschaft bewegen.


Zum Weiterlesen: Schlüsselfragen und Beispiele

Übersetzt und adaptiert nach: Buckingham, David (2003) Questioning the Media: A Guide for Students. UNESCO

Center for Media Literacy (2003) Literacy for the 21st Century. Orientation & Overview. www.medialit.org
Wendy Helsby, editor of Understanding Representation (bfi, 2005)

Abbildungen

1. MA 24/12
2. Mozart in Amadeus, Milos von Forman (1984)
3. Charlie Chaplin in Der grosse Diktator
4. ORF - Zeit im Bild
5. Reiterstandbild am Heldenplatz
6. Arnold Schwarzenegger und George Bush
7. ORF - Zeit im Bild
8. Helmut Qualtinger als Herr Karl (1961)
9. Kaiserin Elisabeth "Sissy" as Barbie Doll
10. The Sound of Music - Filmversion des Rogers/Hammerstein Musical